Mehr aus der Schatzkiste

Parallelgedicht zu "Mit euch allen" von Rose Ausländer

 

Grenzenloser Freigeist

Musik, trommeln mit einer Schamanin.

Urschrei in der Stadt mit 1000 Frauen.

Tauchen mit einem Rochen

bis zum Meeresgrund.

Esel reiten, mit der Sonne in den Abend.

Die Liebe zu sich selbst

*Ingrid S.

 

 

Wenn ich mich traute

Geige spielen mit David Garrett

Barcelona schmettern mit Montserrat

Caballé

Mit Laien Bühnenstücke erfinden und spielen

Am Horizont reiten wie im Western

Das phantastische Leben der J.G

*Juliana

 

 

TraumTag

Jodeln mit den Murmeltieren

Fliegen mit dem Heißluftballon

Mit der Welt erträumen

Das gute Leben

*Sonja

 


Parallelgedicht zu "Dunkel war's, der Mond schien helle ..."

Eine Oma – jung an Jahren

heut geboren, 90 Jahr‘ -

buck Kuchen kroß, gar ohne Ofen,

hatte lange kurze Haar.

Oma hatte eine Katz, die jaulte,

fing nur Stöckchen – keine Maus,

saß nachts auf dem Dach und kraulte

den Hund, der groß war wie ne Laus.

Oma stieg auch hoch in‘ Keller

guckte in die Ferne raus,

wusch Töpf‘, Besteck und viele Teller –

liebt ihre Arbeit! „Ach, du Graus!“

Opa freundlich – lacht und tobt –

dass heut die Kalte Suppe gar zu heiß zum Essen war.

Opa schimpft und spendet Lob,

weil die Mahlzeit sättigt, stand sie noch im Kochbuch gar.

Oma, Opa, zwei sich lieben –

streiten sich wie Hund und Katz –

halten fest sich an den Händen –

reden stumm den Dialog!

 *Juliana

Parallel-Nonsens-Gedicht:

Hochsommer war´s, die Eisschollen klirrten, die Fische sich in den Dünen verirrten.

Der Regen fiel trocken von unten nach oben, als Kleinkinder ihre Großeltern hochhoben.

Zu sehen, was wohl darunter sei:

Die Zeitverschiebung? - Einerlei!

Was ist nur los? Bin ich zu spät?

Es hat sich nur die Welt verdreht!

* H.K.

 

Neun verwandte Einzelkinder

Sitzen im Novembergrün

Züchten lahme Rennstallrinder

Sehn im Schnee die Rosen blühn.

Essen Eis in Rollmopswecken

Träumen von der Wirklichkeit

Sehen, dass die Faschingsjecken

lachen voller Traurigkeit.

Und beim siebten Rinderrennen 

Siegt die Färse „Lahmer Gang“

Stehen blieben, um zu pennen

Alle anderen, sehr lang.

Nach dem Sieg weinte sehr bitter

Der Besitzer süßen Wein

Den trank die Kuh im Blitzgewitter

Und schlief dann im Stehen ein.

*Anna


Wald-Pantun

Rauschende Baumkronen, kühler Wind.

Vogelgezwitscher, Spechte klopfen.

Der Wind spielt eine Melodie.

Büsche mit Dornen und Beeren, vereinzelt Müll.

 

Vogelgezwitscher, Spechte klopfen.

Wohin führt der Weg?

Büsche mit Dornen und Beeren, vereinzelt Müll.

Die Einsamkeit - nur eine Täuschung?

 

Wohin führt der Weg?

Das Zeitgefühl verlässt mich.

Die Einsamkeit - nur eine Täuschung?

Im Westen geht die Sonne unter.

 

Das Zeitgefühl verlässt mich.

Rauschende Baumkronen, kühler Wind.

Im Westen geht die Sonne unter.

Der Wind spielt eine Melodie.

H.K.

 


Der Mond leuchtet honiggelb in der Nacht,

Honiggelb wie die Narzissen in der Vase,

Honiggelb – als ob die Sonne schiene.

Ganz blass dagegen stehen die Sterne am Himmel,

Blass wie zu ängstlich zum Scheinen,

Blass als hätten sie Furcht,

 dabei sind sie blass, weil sie so weit von uns entfernt. 

Ich gehe Farbe kaufen.

Farbe für den Himmel – Blau,

Farbe für die Sonne – Honiggelb

und Silber für die Sterne, dass sie uns leuchten.

 A.R.

Türen meines Lebens

Ich öffne die Tür und stehe in der Küche meiner Oma, in der alten Küche wie gesagt, die vor dem Umbau. Die Tür klirrt ein wenig, als ich sie hinter mir schließe, denn in der oberen Hälfte ist ein farbiges Bild aus Glas eingesetzt. Der Kitt ist an manchen Stellen locker. Ach, ach, sind sie da, die Großeltern?, sitzen sie am Küchentisch, holt die Oma zum Telleraustauschen den Laib aus dem Brotkasten, der hinter ihr im Büfett steht? Sie schneidet eine dünne Scheibe ab, gleich ist der Opa fertig, steht auf und geht in seinem grauen Handwerkermantel wieder hinunter in die Werkstatt. Während die Oma das warme Wasser aus dem Ofenschifferl zum Abspülen in die Emaille-Schüssel schöpft. Leise mache ich die Tür wieder hinter mir zu.

*Ingrid

Die Tür, mit der ich sehr intensiv Phantasie und Historie verbinde, ist eigentlich ein Tor. Ein großes, zweiflügeliges Holztor ins Innere der Schmiede meines Onkels. Groß deshalb, weil ich noch klein war. Es öffnete sich zu einer geheimnisvollen Welt, die uns Kindern ferngehalten wurde. Es war gefährlich, dort hineinzugehen. In der Esse sprühten und spritzten Feuergarben. Hitze spürten wir, wenn wir in der Nähe des Tores standen. Das Tor war grob aus nur wenig geglättetem Holz, schwarz – und es machte viel Lärm, wenn die eisernen Riegel geöffnet oder geschlossen wurden. Das Tor nahm uns auf zu immer spannendem Geschehen, wenn Kühe oder Pferde beschlagen wurden. Vorher wurden die Eisen rotglühend auf dem Amboss bearbeitet mit wuchtigen Hammerschlägen, die immer einen Funkenregen verursachten.

Das Tor bedeutete aber auch liebevolle Aufnahme durch den Schmied, meinen Onkel, der in meiner Erinnerung immer zu schmunzeln schien. Er duldete uns Kinder nicht nur, er ließ uns ganz nah am Geschehen teilnehmen. Er war der anerkannte Zauberer unserer Kindheit. Und er teilte mit uns seine Vesperbrote. Wir hatten ewig Hunger. - Das Tor in der Kindheit, wo wir wahr und ernst genommen wurden.

Das Tor, das unsere Phantasie belebte,

unsere Phantasie der Einmaligkeit,

unsere Phantasie des Geheimnisvollen.

 *J.



    Ein heiliges Abenteuer

    beängstigend - aber wunderschön

    ein heiliges Abenteuer

    fühle es mit allen Sinnen

    das heilige Abenteuer

    lass dich tragen vom vollkommenen Vertrauen

    Ein heiliges Abenteuer

    perlend wie Sommerregen auf der Haut

    Ich suche nach Wörtern

    und finde einen Schlauch.

    Oh, Gott - es schlaucht!

    Viele Worte schlauchen!

    Schlauchen Worte?

    Nur - wenn sie keinen Sinn haben

    oder verletzend und abwertend sind.

    Viele Worte tun gut!

   Trösten, bauen auf ....,

   machen das Leben lebenswert!

   * Christine

November bringt eine Unmenge farbiger Geschenke als fallende Blätter -

November spricht durch den frischen Wind zu mir -

November nimmt dem Sommer die Temperatur ab -

November schmeckt ein ganz bißchen nach Frost -

November beschenkt mich mit vielen Geburtstagen -

November "liegt mir im Magen" (Weihnachtsgeschenke) -

November umgibt mich mit Nebel -

November stimmt mich ganz ruhig -

November läßt letzte warme Tage zu -

November setzt Zeichen in der Natur -

November liebt tanzende bunte Blätter 

November schickt die Sonnenkleider in den Schrank -

November läßt mich die Stille lieben -

November macht mich zufrieden mit dem Jahr -

November spricht leiser als alle anderen Monate -

November küßt die Muse und weckt Gedichte auf -

November bewegt das Gemüt -

November freut sich auf Weihnachten -

November stört die meisten Leute -

November heizt uns ein - die Öfen -

November hat wunderbar stille Stunden -

November erfreut mich in meiner warmen Stube

Juliana


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